Die Deltawerke der Niederlande sind vielen ein Begriff. Die niederländische Ingenieurskunst des Wasserbaus allgemein- ebenso. Doch aktuell noch weniger bekannt ist ein faszinierender ‚Spielplatz‘ für Erwachsene, den sich einige dieser Wasserbau-Ingenieure in den 1950er Jahren mitten im Wald gebaut haben und wo sie jahrzehntelang forschten: Het Waterloopbos, wörtlich übersetzt: Der Wasserlauf-Wald. Oder: Der Wald der Wasserströmungen. Gelegen bei Marknesse, im niederländischen Nordostpolder.
Mitten in einem prachtvollen Wald – der das ganze Jahr hindurch frei zugänglich ist – befinden sich die Reste von 35 Modellanlagen: Wasserwerke und Hafenanlagen aus aller Welt und auch zu den Deltawerken selbst, alle auf handliche Dimensionen skaliert, zu Experimentalzwecken. Testanlagen, mittels derer man die erfolgreich die jeweiligen hydrologischen Bedingungen vor Ort simulierte, inklusive künstlicher Wellenerzeugung.
Es muss eine phantastische Zeit gewesen sein für die Techniker. Endlos experimentieren, mitten im Wald, weit ab vom Lärm und der Hektik. Doch ab einem bestimmten Punkt machten die Simulationskapazitäten der Computer den Betrieb dieser Werke überflüssig. Die Anlagen wurden im Lauf der Jahre immer weniger genutzt. Mittlerweile hat die niederländische Stiftung für Naturdenkmäler, Natuurmonumenten, das Gelände in Verwaltung. Heute kann man wunderbare Spaziergänge dort machen und mit verfolgen, wie die Natur langsam die Anlagen überwachst. Mehrere Wanderrouten wurden erstellt, die jeweils entlang einer Auswahl an Anlagen führen. Einige der Routen sind auch rollstuhlgerecht und es gibt ausführliche Beschreibungen zu allen erreichbaren Anlagen.
Der ‚Waterloopbos‘ ist nun einer der Anwärter auf die Liste der schützenswerten Industriedenkmäler. Schafft es dieses Gelände mit auf die Liste, so erhöhen sich drastisch die Chancen, dass auch öffentliche Gelder zur Erhaltung seiner Anlagen bereit gestellt werden. Es wäre nicht zu früh – und einen ausgezeichnete Investition: In unserem hochdynamischen 24/7 Zeitalter, wo so vieles ‚bis gestern‘ geschehen muss und bei Geschehen auch sofort wieder Geschichte ist, können wir so einen interessanten und gemütlichen Ort menschlicher Intelligenz gut gebrauchen. Hoffen wir, dass dieser Zauberwald der smarten Techniker bald ein kleines Wunder erleben darf!
Hier ein paar Impressionen:
Praktische Information des Besucherzentrums:
Adresse: Voorsterweg 36, 8316 PT, Marknesse
Kontakt: T (0527) 24 11 76 / T (0527) 25 25 70 /
e-mail: k [dot] althuis [at] natuurmonumenten [dot] nl
Webseite: Waterloopbos
Öffnungszeiten: Mittwoch, Freitag und Samstag von 13.30 bis 16.30 Uhr; Sonntag 11.00 bis 16.30 Uhr. Während der Schulferien der NL Region Nord (Frühjahrs-, Mai- und Weihnachtsferien) an allen Tagen geöffnet, 13.30 bis 16.30 Uhr.